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Zahnfraktur: Risse im Zahn oder einen Zahnbruch besser reparieren

Es ist allgemein bekannt, dass sich Kinder und Jugendliche recht häufig Zahnverletzungen zuziehen. Wussten Sie, dass diese Verletzungen für die bleibenden Zähne Spätfolgen nach sich ziehen können?

Dieser Artikel basiert auf dem wissenschaftlichen Bericht von Thomas von Arx, Peter Wenger und Nicolas Hardt des Kantonsspital Luzerns.

Bei Kindern und Jugendlichen treten Verletzungen der Zähne und des Zahnfleisches sehr häufig auf. Epidemiologische Daten ergeben für Milchzahnverletzungen eine Häufigkeit bis zu 30% und für Traumata der bleibenden Zähne eine Prävalenz von bis zu 22%. Über eine noch höhere Prävalenz von 34% traumatisierter bleibender Zähne bei 2000 Schulkindern zwischen 11-14 Jahren wurde berichtet. Deshalb wird das Zahntrauma bei Kindern und Jugendlichen als größte Bedrohung ihrer Zahngesundheit gesehen, die Karies und Parodontalerkrankungen übertreffen.

Es geht in diesem Artikel übrigens nicht um Milchzähne, sondern um die 2. Zähne, die permanent im Gebiss verweilen.

Welche Arten von Zahnverletzungen haben Folgen?

Langzeitschäden nach Zahnverletzung
Auch bei Heranwachsenden kann solch ein
Zahnunfall zu Langzeitschäden führen

Die drei Autoren aus der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie behandeln in ihrer Arbeit die klinisch und radiologisch diagnostizierten Spätfolgen nach Traumata von 64 bleibenden Zähnen bei insgesamt 29 Kindern im Alter bis 15 Jahren. Das durchschnittliche Intervall vom Unfallzeitpunkt bis zur Nachuntersuchung betrug drei Jahre und zwei Monate.

Diese Verletzungsarten wiesen grosse Unterschiede der Spätfolge-Häufigkeiten auf:

  • Kontusionen oder Schmelzfrakturen zeigten keine Spätfolgen auf: Die Fraktur des Zahnschmelzes heilt ohne Probleme ab
  • Nach Fraktur-Verletzungen wurden bei 23% Spätfolgen festgestellt
  • Nach kombinierten Fraktur-Luxations-Verletzungen in 65%
  • Nach einer Luxationen treten generell Spätfolgen auf

Art der Zahnverletzung

Beschreibung

Mögliche Folgen

Zahnschmelzfraktur

Schmelzrisse oder Schmelzsprünge

keine

Kontusion

Erschütterung des Zahnes ohne Lockerung

keine

Fraktur-Verletzungen

Frakturen der natürlichen Zahnkrone und/oder der Zahnwurzeln

ja

Luxation

Lockerung des Zahnes durch das Reißen der Zahnhalteapparatfasern, die den Zahn verankern.

ja

Was ist eine Luxation?

Die Luxation eines Zahnes ist eine abnorme Beweglichkeit im eigenen Zahnfach. Die Ursache ist das Zerreißen der Zahnhalteapparatfasern, die den Zahn im eigenen Knochenfach fest verankern. Durch einen Zahnunfall, wie zum Beispiel das Ausschlagen eines Zahnes.

Man unterscheidet zwischen zwei Graden:

  • Subluxation bedeutet, dass der Zahn gelockert ist und noch an ein paar Fasern hängt.
  • Eine Vollluxation ist eine komplette Dislokation, bei der der Zahn nicht mehr mit den Zahnfasern verbunden ist.

Die Kiefergelenkluxation ist zum Beispiel die Ausrenkung des Kiefergelenks.

Was ist eine Zahnfraktur?

Eine angebrochener oder gar abgebrochener Zahn ist eine Fraktur der klinikschen oder natürlichen Zahnkrone. Anders als bei einem gebrochenen Knochen heilt ein frakturierter Zahn nicht. Das Zahnhartgewebe wächst nicht mehr zusammen.

Trotz einer Behandlung können sich Risse ausdehnen, was zu Zahnverlust führen kann. Die Versorgung eines frakturierten Zahnes mit einer künstlichen Krone bietet zwar den bestmöglichen Schutz, garantiert jedoch nicht den Zahnerhalt auf lange Sicht.

Eine frakturierte Zahnwurzel oder auch vertikale Zahnfraktur ist gegeben, wenn der Frakturspalt durch die Verletzung von der Zahnwurzel zur Kaufläche hin verläuft. Vertikale Zahnfrakturen zeigen in der Regel eher wenig Symptome.

Erst wenn der umliegende Knochen oder das umliegende Zahnfleisch entzündet sind, dann kann diese Art von Fraktur auffallen. Ist die Entzündung schon sehr fortgeschritten, droht Zahnverlust. Eventuell muss jedoch nur ein Wurzelstück entfernt werden.

Die Folgen eines Zahntraumas

Das Verletzungspotential bei einem Zahntrauma ist komplex. Daher sind exakte Differenzierungen der aufgrund einer Verletzung stattfindenden Prozesse schwierig. Da Frakturen und Luxationen auch in Kombination auftreten können, was bei 27% der untersuchten Fälle zu sehen war, wird eine genaue Feststellung aller Schäden nicht gerade einfach.

Eins steht jedoch fest: Wenn das Wachstum der Zahnwurzeln fortgeschritten oder abgeschlossen ist, dann ist eine Spätfolge bei traumatisierten Zähnen im Vergleich zu Zähnen mit noch weit offener Wurzelspitze garantiert.

Der Aufbau des Zahnes
Der Zahn besteht aus Zahnschmelz, Zahnmark oder Pulpa mit Zahnwurzeln
  • Primär bewirken Luxationsverletzungen Schädigungen am Zahnhalteapparat, wie zum Beispiel am prodontalen Ligament, am neurovaskulären Strang der Apex (Wurzelspitze).
  • Sekundär können Veränderungen am Zahnmark, an den Zahnwurzeln und am periradikulären Gewebe auftreten.
  • Die Spätfolgen einer Luxationsverletzung umfassen hauptsächlich die Pulpaobliterationen, Pulpanekrosen sowie Wurzelresorptionen.

Pulpanekrosen (PN)

22 % der Studienteilnehmer erlitten eine Nekrose, was Gewebstod bedeutet. Bei einer Pulpanekrose stirbt das Zahnmark (die Pulpa) ab.

  • Ein möglicher Auslöser ist eine unbehandelte Wurzelentzündung, die sich durch Karies gebildet hat.
  • Der andere Auslöser ist ein akutes Trauma, das von einem Sturz, Stoß oder Schlag verursacht wurde. Bei der Verletzung kommt es zum Unterbrechen der Blutzufuhr, was für den Gewebstod des Zahnes verantwortlich ist. Somit entsteht eine Parodontitis apikalis, eine akute Parodontitis.

Die Behandlung einer Pulpanekrose

Es erfolgt in der Regel eine Wurzelkanalbehandlung, um den Wurzelkanal gründlich auszureinigen und zu füllen.

Pulpaobliterationen (PO)

14 % der 15-jährigen Patienten wurden mit einer Pulpaobliteration diagnostiziert. Auch unter dem Namen kalzifizierende Metamorphose bekannt, bewirkt sie eine Veränderung der Pulpa infolge von Kontussions- oder Subluxationsverletzungen.

Dabei werden vitale Odontoblasten (Bindegewebszellen) im Ersatzgewebe zur erhöhten Bildung von Hartgewebe veranlasst, und es kommt zu einer Verkalkung des Wurzelkanals durch die Einlagerung einer dentinartigen Hartsubstanz.

Die Behandlung einer Pulpaobliteration

Als Folge der PO kann es zur Gefäßverengung und Pulpanekrose kommen. Eine Wurzelbehandlung sollte in diesem Fall gemacht werden.

Wurzelresorptionen (WR)

11 % der in dieser Arbeit untersuchten Patienten litten unter einer Resorption der Zahnwurzeln. Als Wurzelresorption wird der physiologische oder pathologische Abbau von Dentin und Zement im Bereich einer oder mehrerer Zahnwurzeln bezeichnet. Es gibt zwei Hauptunterscheidungen:

  1. Die interne Resorption hat den Ursprung im Inneren des Zahnes in der Pulpa (Zahnmark). Der beschädigte Zahn zeigt oft noch ein existentes Vitalitätsempfinden und reagiert auf Wärme- und Kältereiz. Ist die Zahnwurzel aufgrund einer chronischen Entzündung durch die WR perforiert, reagiert der Zahn kaum noch auf äußere Reize, was oft bei einer Wurzelentzündung der Fall ist.
  2. Beim Krankheitsbild der externen Wurzelresorption kann man an der äußeren Wurzeloberfläche Defekte erkennen, die um die Wurzelspitze verlaufen und sich unter Umständen auch am Zahnhals oder Zahnfach manifestieren können. Im Verlauf der externen Wurzelresorption verwächst die Zahnwurzel mit dem Knochengewebe, was Ersatzresorption genannt wird und durch schwerwiegende Defekte im Wurzelzement verursacht wird. Dadurch wird der Zahn destabilisiert.

Eine weitere Ursache für die Wurzelresorption kann übrigens internal Bleaching sein.

Die Behandlung einer Wurzelresorption

Die Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion ist hier dringend notwendig.

Prognose

Die pulpale bzw. parodontale Heilung nach einer Luxation und/oder einer Fraktur hängt im wesentlichen vom Schweregrad des Traumas und vom Entwicklungsstadium des betroffenen Zahnes ab. Der Zahnarzt Ihres Vertrauens wird die nötigen Schritte einleiten. Wir von Dentaly.org raten den Eltern jedenfalls ihre Kinder auf einen achtsamen Umgang mit sich selbst und ihrer Umwelt zu sensibilisieren.

Sie möchten eine Zahnfraktur oder einen Riss im Zahn reparieren? In manchen Fällen kommen da auch Veneers zum Einsatz. Lesen Sie unseren Artikel zum Thema: Veneers, ab welchem Alter sind sie geeignet?

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